Wilkhahn

Kunst aus Alltagsgegenständen: Interview mit Künstlerin Molly White

Molly White, Künstlerin und Restauratorin aus Brooklyn, ist eine Meisterin darin, das Gewöhnliche in etwas Außergewöhnliches zu verwandeln. Mit einem Hintergrund in der Restaurierung hochwertiger Wandmaterialien und ihrer Leidenschaft für abstrakte Kunst hat Molly White eine einzigartige Mischung aus Kreativität und Handwerkskunst in einige der prestigeträchtigsten Privatwohnungen in New York eingebracht.

Auch in unserem Showroom in New York können einige ihrer Gemälde bewundert werden. Wer mit Molly spricht, spürt ihr leidenschaftliches Engagement, das aus jedem Wort und jeder ihrer Kreationen spricht. Ihre Zusammenarbeit mit Wilkhahn ist nur ein Beispiel dafür, wie sie Kunstwerke schafft, die eine Geschichte erzählen. Welche Geschichte? Nun, das müssen die Betrachter selbst entscheiden. 

Im folgenden Interview gibt Molly Einblicke in ihren kreativen Prozess, sowie in die Herausforderungen, denen sie bei ihrer Arbeit begegnet, und erklärt, warum Recycling eine echte Form der Inspiration sein kann.

 

Molly, vielen Dank für deine Zeit. Könntest du uns zunächst ein wenig über dich und deine Arbeit erzählen?

Gerne! Ich bin Künstlerin, lebe in Brooklyn, New York, und arbeite auf selbständiger Basis als Restauratorin von venezianischem Putz für gehobene Objekte. Interessanterweise hat sich dieser Job, der es mir ermöglicht, in New York zu leben und zu arbeiten, ganz organisch entwickelt. Wenn man mir gesagt hätte, dass dies mein Weg sein würde, hätte ich es nicht geglaubt.

Als ich nach New York zog, nahm ich zunächst einen Job im Reproduktionsstudio des Metropolitan Museum of Art an. Dort lernte ich, wie man chemische Beschichtungen, Vergoldungen auf Bronze und Patina auf frisch gegossenen Steinrepliken von Statuen, die im Souvenirshop verkauft wurden, anbringt. 

Damals, in meinen frühen Zwanzigern, hielt ich das für einen völlig sinnlosen, verrückten Job - wann würde ich schon jemals eine ägyptische Statue bemalen? Aber ich habe es geliebt. Und es legte den Grundstein für das, was ich heute tue.

links: Molly White mit Ramchand Chatterpaul, Wilkhahn USA

Nachdem mein Job im Museum ausgelagert wurde, hatte ich eine Reihe verschiedener Jobs - als Kellnerin, Barkeeperin, Catererin -, in denen ich allesamt nicht besonders gut war (lacht)! Eines Tages erzählte mir jemand von einer Firma für venezianischen Putz in der Nähe meines Lofts in Brooklyn. Ich ging hin, und sie stellten mich ein, um Farben zu mischen und Muster herzustellen. Dieser Job war der Beginn meiner Reise in die venezianische Putzrestaurierung. Ich habe schließlich 14 Jahre lang für diese Firma gearbeitet. 

Es klingt, als hättest du auf dem Weg eine Menge Fähigkeiten erworben.

Auf jeden Fall. Auf den Baustellen hatte ich eine Menge Zeit, in der ich darauf warten musste, dass der Putz trocknete, und so begann ich, Marmor, Stein, Fliesen und Holz auszubessern - was auch immer repariert werden musste. Meine Vorkenntnisse aus dem Museum kamen mir dabei sehr gelegen. Schließlich wurde mir klar, dass ich über sehr spezielle Fähigkeiten verfüge, und ich gründete mein eigenes Unternehmen. Ich repariere jetzt hochwertige Oberflächen, was nicht viele Leute machen wollen. Jeder will eine nagelneue Wand gestalten, aber niemand will die Fehler anderer Leute beheben. Es ist eine Nische, aber sie ermöglicht es mir, mich auf das zu konzentrieren, was ich wirklich tun möchte: Malen.

Einige von Mollys Arbeiten sind derzeit in unserem Ausstellungsraum in New York zu sehen.

Lass uns über deine Kunst sprechen. Woher nimmst du deine Inspiration

Meine Arbeit ist sehr intuitiv; ich habe mich immer als abstrakte Impressionistin betrachtet. Ich fühle mich zu organischen Formen und Bewegungen hingezogen. Mein Arbeitsprozess beginnt in der Regel damit, dass ich auf einer leeren Leinwand ein paar Markierungen setze oder eine Grundierung aufbringe, um in Schwung zu kommen. Ich plane nicht allzu viel im Voraus - ich lasse mich vom Bild leiten. Manchmal fließt es, und manchmal muss ich ein Bild für eine Weile beiseitelegen und später darauf zurückkommen. 

Während der Pandemie, als es schwierig war, Materialien zu bekommen, begann ich, einige meiner alten Bilder zu überarbeiten. Ich wohnte in einem Gebäude mit vielen anderen Künstlern und benutzte schließlich auch einige ihrer bereits benutzten Leinwände, um sie überzumalen. Das hat wirklich Spaß gemacht! Ihre Arbeit legte den Grundstein. Manchmal habe ich einige der darunter liegenden Bildelemente stehen lassen und in meine Bilder integriert. 

Und dann habe ich das Recycling noch ein bisschen weiter getrieben und auch andere Dinge wie Spiegel, Eierschalen und Blattsilber in meine Arbeit integriert. Auf einem meiner großen Gemälde in New Yorker Wilkhahn Showroom ist sogar ein Kleid von mir eingearbeitet. Ich genieße die Herausforderung, etwas Kaputtes oder Weggeworfenes in etwas Schönes zu verwandeln und ihm in meinen Kunstwerken ein neues Leben zu geben.

Organischen Formen und Bewegung inspirieren Molly.

In letzter Zeit hat Molly mit der Herstellung von Objekten experimentiert, wie z. B. mit dieser hängenden Arbeit, die früher eine stoffbezogene Lampe war.

Apropos Herausforderungen: Was ist für dich das perfekte Arbeitsumfeld?

Ehrlich gesagt, habe ich festgestellt, dass es eigentlich egal ist, wo ich arbeite. Ob ich nun ein riesiges Studio oder eine kleine Wohnung habe, ich werde immer einen Weg finden, etwas zu erschaffen. Es geht darum, sich an den Raum anzupassen und das zu nutzen, was zur Verfügung steht. Ich glaube, das ist ein wichtiger Teil des Künstlerdaseins - etwas aus der jeweiligen Situation zu machen, in der man sich befindet. Der Raum selbst wird zu einer Quelle der Inspiration.

Außerdem strahlt New York so eine kreative Energie aus. Es ist so schnelllebig, steht nie still. Genau wie ich. Ich frage mich immer, was ich als Nächstes tun kann, was ich in die Finger kriegen kann? 

Im Moment befinde ich mich in einer Übergangsphase und versuche, mich voll und ganz auf meine Kunst zu konzentrieren. Ich bin in einen kleineren Raum gezogen, was mich dazu zwingt, anders über meine Arbeit nachzudenken. Ich experimentiere mit der Herstellung von Objekten und arbeite in kleinerem Maßstab, aber ich bin gespannt, wohin mich diese neue Richtung führt.

Einige deiner Arbeiten sind in unserem New Yorker Showroom ausgestellt, und auf einem der Bilder sind sogar einige der Stühle zu sehen, für die wir am bekanntesten sind. Wie kam deine Beziehung zu Wilkhahn zustande?

Meine Verbindung zu Wilkhahn begann eher zufällig. Stephen Kelley, ein befreundeter Architekt, machte mich mit dem Direktor von Wilkhahn USA, Michael Lakner, bekannt. Damals hatte ich eine besondere Leinwand gefunden, und mein Freund schlug mir vor, sie für ein Gemälde von einem eurer ikonischen Stühle zu verwenden. Die Idee gefiel mir, also begann ich zu recherchieren. 

Am Ende habe ich ein Gemälde gemalt, das eine Hommage an eure Arbeit ist, eine Leinwand voller Wilkhahn-Stühle. Es schien mir der perfekte Rahmen zu sein, um ihre Schönheit hervorzuheben. Ich habe die Stühle und Wilkhahn Produkte gemalt, die mir am meisten aufgefallen sind, wie zum Beispiel den Graph Konferenzsessel, der ein so schönes, einfaches und ikonisches Design hat.

Molly White, Künstlerin, und Michael Lakner, Direktor von Wilkhahn USA.

Diese Sonderanfertigung von Molly White enthält einige unserer kultigsten Stühle, wie den Graph Konferenzsessel und den Sitzbock, sowie einige ältere Designklassiker.

Der gesamte Prozess fühlte sich sehr organisch an, und ich muss sagen, dass mir das fertige Stück sehr gut gefällt. Als ich dann den Showroom besuchte, war ich erstaunt, wie gut meine Arbeit mit den Möbeln harmoniert - sie ergänzen sich gegenseitig. Ich bin gespannt, wie eure Stühle meine zukünftigen Stücke inspirieren werden. 

 

Vielen Dank, Molly. Deine Reise und dein kreativer Prozess sind wirklich inspirierend. Wir freuen uns darauf, zu sehen, wohin dich deine Kunst als nächstes führt! 

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