
Nach 20 Jahren im aktiven Parlamentsdienst sind 120 Modus-Drehsessel aus dem Landtag Schleswig-Holstein zurückgekehrt - direkt in ein neues Leben. In einer Zeit, in der Wegwerfkultur und Schnelllebigkeit dominieren, möchten wir mit einer Refurbishment-Aktion ein Zeichen setzen: Produkte, die von Anfang an auf lange Nutzungszyklen und vollständige Materialtrennbarkeit ausgelegt sind, können ein zweites – oder sogar drittes – Leben erhalten.
Ökologisches Design als Basis
Bereits 1992 führte Wilkhahn ein Designkonzept ein, das auf zeitloser Gestaltung, wegweisender Funktionalität und langlebiger Qualität beruht. Reparaturfreundliche Konstruktionen, möglichst geringe Materialvielfalt und Sortenreinheit, frei von Verklebungen, sind seitdem fester Bestandteil unserer Firmenphilosophie. Dieses Engagement wurde 1996 mit dem Deutschen Umweltpreis honoriert.
Das 1994 vorgestellte Bürostuhlprogramm Modus, entworfen von Klaus Franck und Werner Sauer, fasst diese Prinzipien in nahezu perfekter Weise zusammen: Dank intelligenter Konstruktion lässt sich der Stuhl mit nur acht Schrauben in seine Hauptkomponenten zerlegen – ganz ohne Verklebungen. Rücken und Sitz sind dadurch leicht zugänglich und können nach Jahren der intensiven Nutzung effizient erneuert werden. Die Bewegungsmechanik gilt als nahezu unzerstörbar, die schlank modellierten Schwenkarme und das Fußkreuz aus Aluminium-Druckguss sind auf Jahrzehnte ausgelegt.
Vom Kieler Landeshaus zur Generalüberholung
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Langlebigkeit von Modus ist das Kieler Landeshaus. Hier war unser Modus Drehstuhl seit 2004 im Einsatz. Er erlebte 20 Jahre wechselnder Koalitionen, hitziger Debatten und unterschiedlichster Sitzgewohnheiten – und bestand dennoch klaglos alle Herausforderungen.
Als die Stühle nach 20 Jahren intensiver Nutzung zu uns zurückkamen, war das für uns kein Abschied, sondern ein neuer Startpunkt. Denn bei aller Patina und politischer Historie – die Substanz stimmte.

“Erlebt habe ich so einiges in unserer lebendigen Demokratie. Unabhängig und überparteilich war ich nach jeder Wahl Platzhalter für die neuen Fraktionsstärken, gruppierte diejenigen, die zusammengehörten, brachte alle auf die richtige Höhe, ließ sie entspannt zurücklehnen, aufmerksam nach vorne beugen, nach rechts oder links drehen und neue Horizonte erschließen.”
Schritt für Schritt ins „Second Life“
Um diese Modus-Drehsessel für ein zweites Leben fit zu machen sorgen wir im Refurbishment-Prozess Schritt für Schritt dafür, dass jedes Bauteil wieder seinen ursprünglichen Qualitätsstandard erreicht:
- Demontage und Sortierung:
- Komplettes Zerlegen des Stuhls in seine Einzelteile (Fußkreuz, Schwenkplatten, Mechaniken, Rückenschale, Sitzschale, Armlehnen).
- Ablösen und Trennen von altem Polsterschaum und Bezug (Sitz- und Rückenbezugsstoffe werden vollständig separiert).
- Aufbereitung der Bestandteile:
- Gründliche Reinigung und Sortierung von Metall- und Kunststoffkomponenten.
- Inspektion und Funktionsprüfung aller beweglichen Teile.
- Neupolsterung und Neubespannung:
- Präzises Zuschneiden und Nähen des neuen Sitzbezugs aus neun Teilen, ganz ohne Tacker oder Kleber.
- Fertigung der neuen Rückenbespannung inklusive eingearbeiteter Griffsichel und Befestigungskeder.
- Aufbringen eines reinen Schafwollvlieses unter dem Sitzbezug für natürliche Atmungsaktivität.
- Endmontage und Feinschliff:
- Zusammenfügen vom bestehenden Fußkreuz, Schwenkarmen, neu bespanntem Rückenrahmen (inklusive Armlehnen) und neu gepolsterter Sitzschale. Lediglich die Gasdruckfeder muss erneuert werden.
- Anbringen einer Plakette mit Herkunftsnachweis der limitierten Sonderedition („Parlament-Modell“).
Das Ergebnis: ein rundum überarbeiteter Modus-Stuhl, der aussieht und funktioniert wie neu – mit einer CO₂-Bilanz, die sich sehen lassen kann.
69 % weniger CO₂ – dank intelligenter Wiederaufbereitung
Beim Modus zeigt sich besonders deutlich, was gute Gestaltung leisten kann: Die komplette Generalüberholung reduziert den CO₂-Fußabdruck für die zweite Nutzungsphase um beeindruckende 69 % – auf nur noch 19,54 kg CO₂-Äquivalente. Allein 55 % davon entfallen auf das natürliche Schafwollvlies, das wir für ein angenehmes Sitzklima verwenden.
Auch die neuen Textilbezüge setzen ein starkes Zeichen: Das Material Oceanic besteht zu 100 % aus recyceltem Plastikmüll, etwa aus alten Fischernetzen oder PET-Flaschen, gesammelt im Rahmen der SEQUAL-Initiative zur Säuberung der Weltmeere.
Ein Stuhl mit Geschichte – neu gedacht
Die 20 Jahre Parlamentsgeschichte, die unser Modus-Stuhl in Kiel begleitet hat, machen ihn zu einem ganz besonderen Objekt. Für uns war klar: Dieses Stück Demokratiegeschichte verdient eine zweite Bühne. Deshalb bieten wir die überarbeiteten Exemplare als limitierte Sonderedition an – jede mit einer Herkunftsplakette, damit die Geschichte präsent bleibt.
Und das Beste: Sitzfarbe und Bezugsmaterial lassen sich auf Wunsch individuell gestalten. So entsteht aus einem langlebigen Klassiker ein persönliches Einzelstück, das zu Ihrer Umgebung und Ihren Werten passt.
Wer sich jetzt eines der limitierten Exemplare sichert, investiert nicht nur in einen Bürostuhl, sondern in ein Statement für Nachhaltigkeit und Qualität, das über Generationen hinweg trägt.
Übrigens: Im Rahmen unserer Service- und Kundendienstleistungen bieten wir unseren Kunden das Refurbishment ihrer Modus-Stühle vor Ort an. Die Weiternutzung ist schließlich der effektivste Beitrag zur Nachhaltigkeit!

“20 Jahre Parlamentsarbeit hatten selbst mich verschlissen. Zurück im Wilkhahn-Werk wurde mir ein Face-Lifting verpasst. Jetzt bin ich bereit, um in den nächsten Lebensabschnitt zu starten.”