Wilkhahn Design Talk: „Jungs, wenn man den noch stapeln könnte, wäre er perfekt.“

07.10.2016 | by Wilkhahn Deutschland

Wenn Sie ein Produkt sehen, das Ihnen gleichzeitig völlig neuartig und dennoch vertraut erscheint, könnte es sich um einen Entwurf von jehs+laub handeln. Das Stuttgarter Designerduo versteht es, Objekten Formen zu verleihen, die einen unwillkürlichen „Habenwollen“-Reflex auslösen. Egal, ob es sich dabei um einen Tisch, eine Wärmflasche oder einen Stuhl handelt. Für Wilkhahn entwarfen die Stuttgarter bereits den erfolgreichen Konferenzsessel Graph und das Polstermöbel Asienta. Nun kommt mit Occo ein Stuhl- und Tischprogramm hinzu, das die DNA des Graph in sich trägt, und doch ganz neue Qualitäten aufweist: Wir sprachen mit Markus Jehs und Jürgen Laub über die Schönheit äußerer Zwänge, sich selbst gestaltende Produkte, Barack Obama und darüber, wie Form und Funktion eins werden.

Wilkhahn Design Talk: (1) Markus Jehs und Jürgen Laub. (2) Wilkhahn Occo Stuhl. (3) Die Stapelbarkeit der Occo Stühle. (4) Wilkhahn Formenbau. (5) Designprozess der Occo-Schale. (6) Unverkennbare Verwandtschaft mit dem Graph Konferenzstuhl (links).

Die Silhouette des Occo Stuhls erinnert mich stark an den Graph Sessel. Was hat es damit auf sich?
MJ: Das liegt in der Natur der Sache. Wilkhahn hat uns gefragt, ob wir das integrative Design des Graph auf einen anderen Stuhl, eine andere Schale übertragen können, so dass er auch „ein bis zwei Etagen niedriger“ (als in der Chefetage) eingesetzt werden kann.

Um so an den Erfolg des Graph anzuknüpfen?
MJ und JL: Ja, genau.
JL: Es geht um ein Wiedererkennungsmerkmal. Wir haben natürlich auch andere Entwürfe präsentiert, aber am Ende waren wir alle der Meinung, dass es am besten ist, wenn wir genau die Silhouette vom Graph verwenden, jedoch eine andere Technologie, einen anderen Aufbau.
Was ist denn genau der Unterschied? Was ist das Besondere?
JL: Beim Graph gibt es zwei Materialien, Aluminium und Stoff beziehungsweise Leder. Beim Occo haben wir nur ein Material, eine Kunststoffschale, die allein funktioniert, auch wenn man sie natürlich aufpolstern kann. Wie beim Graph gibt es hinten eine Aussparung, aber deren Gestaltung macht letztlich das Besondere des Occo aus.

Inwiefern denn?
JL: Als wir den Stuhl mit der Öffnung präsentiert haben, war er schon sehr schön, den hätte man so lassen können. Aber dann hat Wilkhahn gesagt: „Jungs, wenn man den noch stapeln könnte, wäre er perfekt.“ Das haben wir natürlich versucht. Und plötzlich ergaben sich zwei Funktionen: zum einen die Stapelfähigkeit. Aber als wir den ersten Prototyp gebaut hatten, merkten wir auch: Das ist ja ein Freischwinger! Ein Freischwinger für den Rücken. Im Profil entstand gleichzeitig diese C-Form, die zur Namensfindung des Occo inspiriert hat.
MJ: Der Ausschnitt hat im Grunde zwei Funktionen. Das fanden wir richtig gut.
JL: Plötzlich war das eine Form-follows-Function-Schale: Jeder Querschnitt, jede Dimension, jede Stelle dieser Schale hat mit der Bewegung, mit der Statik zu tun. Und mit der Bequemlichkeit. Also: Das Ding muss so aussehen. Wenn man es stapeln möchte, wenn der Rücken federn soll, und wenn der Stuhl auch bequem genug sein soll.

Ich habe gerade gedacht, dass sich die Funktion auch aus der Form ergeben hat. Also, dass ihr über die formale Vorgabe der Silhouette zu einer Erweiterung der Funktionalitäten gelangt seid. Kann man das so sagen?
JL: Oder umgekehrt: Durch die Einschränkung ist es dann plötzlich eine Punktlandung geworden.
MJ: Viele Designer empfinden funktionale Anforderungen ja als Einschränkung. Vorgaben wie Stapelbarkeit engen den Designer ein, und das Produkt wird schlechter. Wir sehen das immer als Herausforderung und im Idealfall – wie in diesem – führt das dazu, dass ein Produkt immer noch besser wird. Weil hier eben nicht beliebig gestaltet wurde, sondern sich das Produkt quasi selbst gestaltet hat, nämlich durch die Funktionen, die wir dort eingebaut haben. Und deshalb sind wir besonders glücklich mit dem Occo.

Kommen wir zur letzten Frage. Könnt ihr euch eine Persönlichkeit vorstellen, die auf dem Occo sitzt? Jemanden, der die Eigenschaften des Occo verkörpert?
JL: Das ist schwierig. Erst mal denkt man, das müsste eine tolle Frau sein. Aber der Occo ist eigentlich nicht nur weiblich. Und auch nicht nur männlich. Er ist irgendwie gewinnend. Deshalb denke ich an Barack Obama. Denn der Stuhl ist repräsentativ. Er ist aber auch sportlich. Und er hat Haltung.
MJ: Er hat Spannung. Und er ist geschmeidig.
JL: Ich finde die Haltung und die Spannung, die der Stuhl vermittelt, wichtiger als die Form. Das merkt man erst, wenn man darin sitzt. Er ist angepasst wie ein Autositz. Man fühlt sich rundherum gut, gefasst, sicher.
MJ: Barack Obama besitzt all diese Attribute. Vielleicht schafft ihr es ja noch, ihn im Occo abzulichten. Also, für den Messestand.
Unbedingt, im Weißen Haus gibt es ja sonst nichts zu tun, ich frag mal nach. Für heute: Vielen Dank für das Gespräch.

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