Dass Farben in der menschlichen Wahrnehmung eine besondere Rolle spielen, wird nicht zuletzt an der Auseinandersetzung mit dem Thema über viele Jahrhunderte hinweg deutlich: Ein Blick in die Werke etwa von Aristoteles, Leonardo da Vinci oder Goethe zeigt, dass sich „die Farbe“ als zeitloser und disziplinübergreifender Diskurs durch die Geschichte zieht. Das gilt im Besonderen für die Architektur: Neben Raumbildung, Form und Materialien prägt die Farbgestaltung nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Wirkung von Gebäuden und Innenräumen. Für die Planung eines Human Centered Workplace versteht es sich daher von selbst, dass der Einsatz von Farbe und Materialität ein wichtiger Baustein ist, um die gewünschte Wirkung auf den Menschen zu erreichen.
Mit Alina Schnizler und Aiko Telgen aus dem Design-Team von Wilkhahn haben wir über das Thema Farbe, Materialität und Inspiration in der Innenarchitektur gesprochen. Sie sind der Frage nachgegangen, wie Farben und Materialien im Human Centered Workplace gezielt eingesetzt werden können. Die Erkenntnisse sind nun in den vier Moodboards „Sophisticated“, „Pure“, „Greenery“ und „Earth“ zusammengefasst, die ein vielfältiges Spektrum an Atmosphären und Stimmungen eröffnen.
Alina, welche Motivation steht hinter den neuen Moodboards, die ihr entwickelt habt?
AS: Als Wilkhahn-Designer sind wir neben der Gestaltung von Produkten auch für die Auswahl der Stoffkollektionen verantwortlich. Farben, Muster und Haptik geben der Arbeit mit Stoff einen sehr emotionalen Charakter, der in uns große Begeisterung hervorruft, die wir gerne weitergeben möchten. Das Zusammenspiel von Tiefe, die durch das Übereinander legen einzelner Garne entsteht, und dem Gewicht eines Materials ist faszinierend. Zu unserem Arbeitsprozess gehört das Entdecken und Testen der Wechselbeziehungen zwischen unterschiedlichen Materialkombination und die vielfältigen Wirkungen, die sich daraus ergeben. Wir haben diese Erkenntnisse gesammelt, systematisiert und reflektiert, wie wir sie dazu einsetzen können, Büros zu Wohlfühlorten zu machen.
Für wen sind die Moodboards gedacht?
AS: Die Moodboards sollen in erster Linie inspirieren. Sie sind aber auch als Planungshilfe gedacht für Architekten und Interior Designer. In den Moodboards haben wir Farben und Materialien so ausgewählt und kuratiert, dass sich vier Grundstimmungen ergeben. Natürlich sind diese Kombinationen nicht die einzige Lösung. Sie sind eher als Anstoß für eine kreative Diskussion über Farbe und Materialität zu verstehen. Außerdem sollen Sie Planenden einen Einblick geben, wie vielfältig die Gestaltungsmöglichkeiten mit Möbeln von Wilkhahn in den unterschiedlichsten Einrichtungskonzepten sein können.
Aiko, in einem Interior-Konzept entfalten Farben und Materialien ihre Wirkung vor allem durch Licht und Haptik. Was galt es bei der Auswahl zu beachten?
AT: An einem bewölkten Tag sehen Farben beispielsweise ganz anders aus. Licht und Schatten spielen da eine wichtige Rolle und können tolle Kontraste zwischen glänzenden Oberflächen hervorrufen. Woll- und Polyesterstoffe verhalten sich bei Licht und Schatten auch ganz unterschiedlich. Man muss von einer jeweils anderen Farbwirkung ausgehen. Und letztlich ist die Haptik eines jeden Materials ganz anders. Aber um ein hochwertiges Endergebnis zu erzielen, ist in jedem Fall eine hochwertige Haptik erforderlich.
Inwiefern tragen die Moodboards dazu bei, eine Arbeitsumgebung ganz auf die Bedürfnisse des Menschen auszurichten? Und: Ist nicht jeder Mensch anders bzw. Farbe vielleicht auch Geschmacksfrage?
AT: Wir haben bei der Entwicklung der Moodboards die fortwährende Verschmelzung von Arbeits- und Wohnbereich aufgegriffen. Fakt ist, dass es sich in einer komfortablen, gut gestalteten Umgebung besser arbeiten und leben lässt. Zudem kann der Human Centered Workplace ebenso zu Hause wie im Büro verortet sein – Farben und Materialien müssen also auch hybriden Arbeitsweisen gerecht werden. Sichtbar wird auch die Tendenz, natürliche Elemente am Arbeitsplatz zu integrieren, um den Menschen wieder mit der Umwelt zu verbinden. Das haben wir hier und da auch im Farbkonzept berücksichtigt. Farben hängen immer auch mit einem Zeitgeist-Gefühl zusammen, weil sie mit Emotionen besetzt sind. Themen, die die Gesellschaft bewegen, werden durch Kunst und Design in Formen, Objekte und eben Farben übersetzt. So sprechen Farben einerseits viele Menschen gleichzeitig an, beziehen sich aber immer wieder auch auf explizite Themen einer Zeit.
„Die Farbe hat mich“ – was Paul Klee seinerzeit so emotional in Bezug auf die Malerei formulierte, dürfte also vielleicht auch ein Anspruch sein, den wir ganz zeitlos betrachtet von einer Inneneinrichtung erwarten. In diesem Sinne danken wir Euch für das inspirierende Gespräch!
Erleben Sie die neuen Wilkhahn-Moods interaktiv
Im virtuellen 360°-Rundgang durch den Human Centered Workplace können Sie die Wirkung von Farbe und Materialität im Raum interaktiv erleben. Klicken Sie hier.
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Weitere Infos
Sollten Sie weitere Hintergründe zur Entwicklung der Wilkhahn Moodboards interessieren, schauen Sie doch in das Video-Interview (auf Englisch) mit Alina und Aiko hinein: Interview auf Youtube
Hier geht es zu den vier Moodboards mit aktuellen und abgestimmten Farb- und Materialkombinationen für alle Wilkhahn-Produkte.