Architekturbiennale 2018: Länderbeiträge im Fokus

18.06.2018 | by Cordula Vielhauer

Die 16. Architekturbiennale in Venedig lässt mit dem Titel „Freespace“ der Kuratorinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara viel Raum für Interpretationen. Wir stellen acht Länderbeiträge vor, die sich mit interessanten Fragen der Gegenwart beschäftigen. Eine ausführliche Einführung in die Themen der 16. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia finden Sie in unserer ersten Biennale-Meldung „Freespace“

Niederlande, Fotos: maipr

Zu den interessantesten Pavillons gehört der niederländische mit dem Titel “Work Body Leisure” (beauftragt von “Het nieuwe Instituut”). Hinter einem “Umkleideraum” mit meterhohen Garderobenschränken erwarten die Besucher unterschiedliche (dystopische) Szenarien zur Zukunft der Arbeit – von #bed (einer Hommage an John Lennons und Yoko Onos “Sleep In”) über #simulation (Modellen optimierter menschlicher Körper) bis #farm (Traumszenarien indischer Renderer).

Australien, Foto: maipr

Der australische Pavillon kehrt das Äußere nach innen oder auch umgekehrt: Hier findet man sich in einer idyllischen Wiesenlandschaft wieder, mit der die Australier auf bedrohte Gräserarten ihres Kontinents verweisen. In Zeiten des Anthropozäns wird die Natur wieder zum kostbaren Ausstellungsstück.

Tschechien, Foto: maipr

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Alltagsleben: Die Tschechen und Slowaken suchen mit Hilfe einer eigens ins Leben gerufenen Firma „UNES-CO“ in ihrem Pavillon Familien, die für drei Monate in der Stadt Český Krumlov leben und dort ein alltägliches Leben führen wollen – bei freier Logis und gegen Bezahlung. Grund ist der Wegzug vieler Bürger aus dem historischen Zentrum der Stadt aufgrund des boomenden Tourismus‘. Die Musealisierung des Alltags hat also begonnen.

Irland, Foto: maipr

Auch in Irland erkennt man den Wert alltäglicher Orte und  Handlungen für das Leben und den Zusammenhalt der Stadtgemeinschaft: Sie bauen im Arsenale einen ganzen Marktplatz mit einzelnen Ständen auf, an denen man sich über das Konzept der “Free Markets” informieren kann – einem Revitalisierungsplan für kleine und mittlere Städte ­(“Townies”), bei dem vorhandene öffentliche Räume gestärkt und mit gemeinschaftsfördernden Nutzungen “aufgeladen” werden – allen voran Wochenmärkte.

Luxemburg, Fotos: maipr

Luxemburg setzt sich mit der Bodenfrage auseinander: Die Inszenierung im Arsenale zeigt den Anteil des in öffentlicher Hand befindlichen Grund und Bodens des Kleinstaats anhand eines schmalen Flures, durch den der Besucher die Installation betritt. Gerade einmal 8 % des Landes macht diese Fläche aus, der Rest ist in Privatbesitz. Parallel dazu werden bodensparende Architekturvisionen gezeigt sowie eine Analyse der historischen Entwicklung dieser Modelle.

Belgien, Foto: maipr

Dem belgischen Pavillon wurde der Boden ganz entzogen, stattdessen läuft der Besucher barfuß über eine topografische Landschaft, die dem griechischen Amphitheater nachempfunden ist. Die in Europablau gehaltene, sehr fotogene Installation trägt den Titel Eurotopie. Die Geschichte dazu erzählt ein in allen europäischen Sprachen verfasstes Buch.

Japan, Foto: maipr

Der japanische Pavillon beschäftigt sich vordergründig allein mit einer Form der Architekturdarstellung: Er feiert die Zeichnung in all ihren Facetten und stellt den Besuchern extra große Lupen und Leitern zur Erkundung bereit. Es lohnt sich, dabei näher hinzuschauen.

Deutscher Beitrag „Unbuilding Walls“, Foto: Jan Bitter
Deutscher Beitrag „Unbuilding Walls“, Foto: Jan Bitter

„Unbuilding Walls“ – der Deutsche Pavillon lebt von einem als Anamorphose gestalteten Nachbau der Berliner Mauer. Deren einzelne Segmente sind direkt vom Eingang aus als geschlossene Wand wahrnehmbar und lösen sich beim Hineinlaufen in eine Gruppe von Einzelstelen auf. Die Kuratoren vom Berliner Büro Graft mit der Politikerin Marianne Birthler zeigen hier 28 exemplarische, auf dem Gelände des ehemaligen Todesstreifens angesiedelte Projekte. Ihnen stellen sie Videostatements von Bewohnern aus durch Mauern getrennten Gebieten gegenüber – in Zypern, auf dem Gazastreifen oder an der Grenze zwischen Mexiko und den USA.

 

Termine und Orte:

Die 16. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia läuft noch bis zum 25. November 2018.
Giardini della Biennale: Sestiere Castello, 30122 Venedig

Arsenale: Campielo Tana 2169/F, Sestiere Castello, 30122 Venedig

 

Alle Informationen zur 16. Architekturbiennale in Venedig:
http://www.labiennale.org/en/architecture/2018

 


Unsere erste Meldung zur Architekturbiennale in Venedig mit einem Überblick über die wichtigsten Themen und Preisträger finden Sie hier.

 

Zur von Wilkhahn unterstützten Ausstellung „Sleeping Beauty – Reinventing Frei Otto’s Multihalle“.

 

 

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