Architekturkonzepte zwischen Historismus und Happening

07.02.2017 | by Wilkhahn Deutschland

Der viel zitierte „Genius Loci“, der Ortsbezug für die Identität der Architektur, bildete den thematischen Schwerpunkt. Zu drei Fragestellungen sollten die Referenten Stellung nehmen: Wie nähert man sich dem vorgefundenen Ort? Wie transferiert der entwurfliche Ort das Vorgefundene in das Neue? Und wie bezieht sich der gebaute Ort darauf? Nicht so sehr das „Was?“ sondern das „Wie?“ sollten also vorrangig verhandelt werden.

 

Christian Roth zum Wohnhaus Christinenstraße 39 in Berlin / zanderroth architekten
 
Passend zur Symbolschwere der Orte und zum öffentlichen Interesse an den Entwurfs- und Bauaufgaben gehörten über die Hälfte der vorgestellten Projekten in die Kategorie Museum-, Ausstellungs-, Archiv- und Sakralbauten sowie Bibliotheks- und Bildungsbauten. Sechs Beispiele standen für private und öffentliche Gewerbe- und Bürobauten und gerade einmal vier bezogen sich auf die eigentlich häufigste Bauaufgabe der Wohnbebauung.

 

Prof. Hans Kollhoff, Christoph Mäckler, Paul Böhm, Jasper Cepl
 
Dennoch wurden vielfältige methodische Ansätze sichtbar, sich den Zusammenhängen des Ortes mit der Identität der Architektur anzunähern. Am Beispiel eines neuen Umspannwerks in München wurden die Ortskriterien um so profane Aspekte wie „juristischer“, „behördlicher“, „nachbarschaftlicher“, „veränderter“, „reflexiver“ und „verschwundener“ Ort erweitert, die ebenfalls in erheblichen Umfang Einfluss auf das Ergebnis der Architektur nehmen.

 


Markus Peter präsentiert das Sprengel Museum / Meili, Peter Architekten
 

Völlig für sich dagegen stand das Projekt One Man Sauna von Modulorbeat, das aus einer Auftragsarbeit der Urbanen Künste Ruhr mit dem Titel „This is not Detroit“ entstanden war. Die mit Spontanvegetation überwucherten Schienenstränge eines ehemaligen Industrieareals bildeten den räumlichen Kontext, das Ende des Bergbaus und die Schließung des Opel-Werks die gesellschaftlich-soziale Hintergrundfolie und die „Hommage an das Nichtstun“ die inhaltliche Antwort auf die strukturellen Veränderungen im Ruhrpott. Und das alles kondensierte in der temporären architektonischen Intervention einer vertikal orientierten Ein-Personen-Sauna: Schwitzen in der Schachtsauna als Happening, um den Diskurs zu Raum, Arbeit und Freizeit zu bereichern…

 

 

So vielfältig die methodischen Annäherungen, so heterogen waren auch die materiellen Umsetzungen für den gebauten Ort: Sie reichten von der Deklaration der universellen Gültigkeit von Stilelementen und historischen Rekonstruktionen über behutsame Transformationen und Abstraktionen bis hin zu radikalen Brüchen, wobei letztere eher die Ausnahme bildeten. Unter der kundigen Moderation von Ursula Baus und Ulrich Brinkmann am ersten und Jasper Cepl sowie Joerg Himmelreich am zweiten Tag wurde am Ende sogar ein wenig gestritten.

Kurz: In zwei Tagen gelang es, ein facettenreiches Panoptikum des zeitgenössischen Umgangs mit dem Ort als Bezugsgröße für die Identität der Architektur aufzuspannen. Beileibe nicht vollständig und sicher nicht im Kontext der alltäglichen Bauaufgaben, aber dennoch lehrreich und wichtig. Dass die 31 Präsentationen halbwegs im zeitlichen Rahmen blieben, verdient ebenso Anerkennung wie die Tatsache, dass die Fakultät dieses Projekt weitestgehend aus eigener Kraft und selbst akquirierten Förderern bestritt. Wir waren mit dabei – und wir freuen uns auf die Fortsetzung!

Detaillierte Informationen zum Tagungsprogramm unter: RWTH Aachen

Fotos: RWTH, Aachen. Jonathan Schmalöer

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