Zick-Zack-Bäume „for future“?

17.03.2021
Gisela Hahne und Michael Meier im Süntel-Buchen-Arboretum auf Wilkhahn Sitzböcken. Foto: Wilkhahn

Gisela Hahne, Schwester des geschäftsführenden Gesellschafters Dr. Jochen Hahne, kümmert sich im Familienunternehmen Wilkhahn um diverse Kultur-Projekte und das historische Archiv

Anlässlich des anstehenden Internationalen Tag des Waldes am 21. März trafen wir sie und den Waldökologen Michael Meier zum Gespräch im Süntel-Buchen-Arboretum ganz in der Nähe der Wilkhahn-Zentrale im norddeutschen Bad Münder .

 

Von Opas Holzstühlen und der Heimat


Frau Hahne, was begeistert Sie persönlich an Süntel-Buchen so sehr?

Das ist eigentlich ganz schnell zu beantworten, denn ich bin hier in diesem Tal und in den Buchenwäldern groß geworden. Hier haben wir als Kinder oft gespielt. Der bizarre Wuchs und die Einmaligkeit der Süntel-Buchen haben mich schon damals fasziniert.

Zick-Zack-Wuchsform der Süntelbuchen, Foto: Wilkhahn

Was haben Süntel-Buchen mit dem Unternehmen Wilkhahn zu tun?

Die ersten Stühle, die mein Opa, der Firmengründer Friedrich Hahne, hergestellt hat, waren aus Holz. Und der Werkstoff blieb lange Zeit das Hauptmaterial für unsere Möbel. Daher sind wir mit diesem Material aufgewachsen. Wir als Wilkhahn haben uns schon seit langem auf die Fahne geschrieben, uns für die Umwelt einzusetzen – und zwar nicht nur auf dem eigenen Gelände, sondern auch in der Region. Das gehört zu unserer Firmenphilosophie. So war für uns schnell klar, dass wir uns auch für den Erhalt dieser seltenen Bäume in unserer Nachbarschaft einsetzen wollten.

 

Wie unterstützt Wilkhahn den Erhalt dieser Bäume?

Schon bei der Gründung der Süntel-Buchen-Arboretums vor 30 Jahren konnten wir Starthilfe geben, viele Jahre Unterstützung leisten und dem Projekt außerdem zu mehr Bekanntheit verhelfen. Auch privat unterstütze ich das Projekt.

Eine Süntel-Buchen-Allee, Fotos: Wilkhahn

Herr Meier, Sie betreuen als Waldökologe für den Heimatbund Hannover das Süntel-Buchen-Arboretum. Was genau sind Süntel-Buchen?

Die Süntel-Buche ist eine Variante der Rotbuche. Ihre Besonderheit liegt in der bizarren Wuchsform mit zick-zack-förmigen, teilweise miteinander verwachsenen Ästen und verdrehten Stämmen. Die Form der Bäume ähnelt insgesamt eher an eine Halbkugel oder einem Pilz.

 

Wo gibt es noch Süntel-Buchen?

Die meisten Exemplare stehen derzeit in Schweden – dort sind es ca. 1.200. In Frankreich gibt es rund 300 Stück, in Dänemark 28, in Italien 2 und in Polen 1. Leider sind sie fast überall abgeholzt worden. Außerhalb von Europa gibt es keine natürlichen Vorkommen, aber einzelne Exemplare stehen z.B. in den USA in Parkanlagen.

 

Warum gibt es denn nur noch so wenige Süntel-Buchen?

Das hängt mit einem großen Abholzungsprogramm zusammen. Im 19 Jahrhundert wurden sie fast überall ‚ausgerottet‘, da sie sich nicht gut als Bau- oder Möbelholz eignen. Hier in der Gegend hatten nur 40 Exemplare überlebt. Anhand von genetischen Untersuchungen kann man die Abstammungslinien einiger Bäume feststellen, so dass wir von einem Exemplar sogar noch die Mutter bzw. Großmutter unter diesen letzten 40 Bäumen identifizieren konnten.

 

Größere Chancen für die Süntel-Buchen im Klimawandel

 

Wie kam es denn zu dieser besonderen Wuchsform?

Das haben wir uns natürlich auch gefragt. Klar ist, dass die Süntel-Buche nicht so windanfällig ist. Die Süntel-Buche wird max. 16 m hoch, während die Waldbuche über 40 m hoch werden kann. Da können Stürme natürlich weniger Schaden anrichten.

Aber eine Sache wurde uns erst im sehr trockenen Jahr 2018 bewusst: Im Wald sind die großen Buchen abgestorben und hier im Arboretum standen die Süntel-Buchen völlig grün da. Es muss wohl damit zusammenhängen, dass die eher niedrigeren Süntel-Buchen das Wasser nicht so hoch in ihre Kronen pumpen müssen und daher mit weniger Wasser auskommen. Das kann natürlich für die Zukunft interessant werden, wenn es noch wärmer und trockener wird. Dann wird die Süntel-Buche wohl größere Chancen haben.

Wir haben im letzten Jahr fast 400 gezogene Bäume zur Auswilderung an die Landesforsten abgegeben, um die Artenvielfalt und damit die Widerstandskraft der Wälder zu verbessern.

 

Kinder dürfen manchmal im Baum-Zelt schlafen 


Wie begeistern Sie insbesondere junge Generationen für den Erhalt dieser Bäume?

Wir arbeiten seit über 30 Jahren mit der Waldjugend Bad Münder zusammen. Die Kinder helfen bei Pflegearbeiten mit und sie dürfen im Sommer auch mal im Schlafsack unter den zeltartigen Bäumen übernachten. Das ist jedes Mal ein großes Abenteuer. Wir arbeiten auch mit dem Waldkindergarten Bad Münder zusammen und haben zwei Schulwaldprojekte angeschoben. Uns ist wichtig, den Kindern nicht nur zu zeigen, dass es diese Bäume gibt, sondern auch wie das ganze Ökosystem Wald funktioniert mit den Pilzen, Mikroorganismen, Insekten, etc. Es macht riesig Spaß, ihnen das zu vermitteln.

 

Frau Hahne, Herr Meier, herzlichen Dank für das spannende Gespräch!

Exkursion mit Sitzböcken durch das Süntelbuchen-Arboretum, Foto: Wilkhahn

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